börnes cooper

Börne und Heine waren sich nicht grün. Aber man wird sie beide mögen (können), aus vielen Gründen. So kenne etwa ich nicht viel Literatur aus ihrer Zeit, die so im Saft steht, die so wenig entrückt ist - da muss man die beiden gar nicht aufeinander beziehen oder die Texte lesen, in denen sie es selber tun. Goethe etwa scheint da schon eher entrückt auf den Olymp, auf dem (der frühe) Heine ihn placiert hat. Man sollte sich von keiner Schullektüre die ungeheure Freude am “Wintermärchen” nehmen lassen (von Wortmann gleich gar nicht) und nicht glauben, die Versform habe auch nur irgendetwas mit Entrückung zu tun, d.h. Ferne.

Und eben auch Börne, derzeit bei weitem nicht so bekannt wie sein vielfältig produktiver Konterpart, hat schönstes zu bieten. Ich möchte hier nur auf einen Band hinweisen - und darin exemplarisch einen Text -, dessen Herausgabe Marcel Reich-Ranicki besorgt hat, der als insel taschenbuch erschienen ist, und der heißt: “Ludwig Börne. Spiegelbild des Lebens“. Darin finden sich “Aufsätze zur Literatur”, als solche auch Tagebucheinträge und Briefe, daneben eine Einleitung und Nachwörter von MRR.

Die Literaturkritik hat seinerzeit noch ganz anders funktioniert als heute. Womit ich sagen will, die Literaturkritik funktioniert immer schneller immer weniger. Natürlich ist uns vom literarkritischen Feld um 1800 nicht alles erhalten, aber auch nicht alles wurde gedruckt (es gibt eben Fälle, da ist das gut). Solche Texte haben und hatten einerseits nichts billiges, sie weisen andererseits auch nicht die begriffliche Klarheit heutiger avancierter Kritiker auf. In diesen Texten steckt das Leben …

… und in Börnes “Coopers Romane” finden sich Sätze wie diese: “Wenn Goethes Grundsatz wahr ist: der Held eines Romans müsse sich sehr leidend verhalten, müsse sich alles gefallen lassen und dürfe nicht mucksen - warum haben wir dann keine guten Romane, da wir doch alle geborne Romanhelden sind? … Um etwas zu erfahren, muß man etwas tun; wir müssen gehen, daß uns etwas begegne. … Weil wir unseren Lebenskreis nicht überschreiten, erfahren wir auch nicht, was sich innerhalb des Kreises begibt; denn man muß andere kennen lernen, sich selbst zu kennen. Die Eilwagen, auf welchen doch manchmal ein armer Schelm von Dichter mit reichen und vornehmen Herren zusammentrifft, werden auf die Romanliteratur vorteilhaften Einfluß haben; aber sie sind noch zu neu, diese Postmusen sind noch zu jung, […]”.

Bis aufs erste Wort findet sich all dies auf einer einzigen Seite; es fiel mir (teils sehr, teils sehrsehr) schwer, anderes dafür wegzulassen. - Ich glaube, die Literaturangabe hatte ich oben schon gemacht.

Leave a Reply