zeit-fenster

Es ist keine geringe Nachricht. Nachdem die “Zeit” schon vor einiger Zeit Teile ihres Archivs, das bis 1946 zurückreicht, online gestellt hatte, ist dieses nun erweitert worden. Was die Bedienerfreundlichkeit angeht als auch die Textfülle setzt es Maßstäbe. Ich verzichte darauf, an dieser Stelle erste Fundstücke zu verlinken; damit käme ich zu keinem Ende und jeder soll selber entdecken, was ihm gefällt - der Möglichkeiten sind genug.

springen und schwimmen in italia

Viaggio in Italia / Reise in Italien, Italien/Frankreich 1954
Roberto Rossellini, Regie

Um es so zu sagen: Ich habe “Viaggio in Italia” zum ersten Mal gesehen, zwar leider nicht im Kino, jedoch von geliehener DVD. Das wirkte sich aus. Ich wechselte von der englischen auf die deutsche Tonspur und wieder zurück, ich skippte zurück, sah mir Bilder nochmal genauer an, überprüfte Beobachtungen, verglich die englischen mit den deutschen Dialogen, legte spätnachts schließlich eine Pause ein und verfuhr bei Wiederaufnahme wie am Tag zuvor. So sah ich den Film.

Ich konnte nicht anders. Das ist ja nun beileibe nicht mein Idealfilmschauverhalten. Aber auf diese Art und Weise musste ich mich vergewissern, dass diese ergreifende Reichhaltigkeit tatsächlich da ist. Darüber hinaus eröffnete diese, nunja, zerschossene Rezeption weiteres: Sie konnte nämlich “Viaggio in Italia” nichts anhaben, war dem Film vielleicht sogar angemessen. An Präsenz, an Sogkraft jedenfalls verlor er gar nichts, es war wie ein Schwimmen in Fülle, einer durch Schnitte oder Schüsse unteilbaren Substanz.

Jetzt muss ich mir die DVD doch noch kaufen, damit ich den Film immer wieder sehen kann, ein Leben lang. Denn genau dafür ist er gemacht, sein Kern ist das Verhältnis des Menschen zur Welt.

über aufschreibesysteme

Es mag sein, dass Leute auf diese Seite gelangen, weil sie sich im Netz nach Friedrich Kittlers Begriff des “Aufschreibesystems” erkundigen. Diese sollen nicht gänzlich enttäuscht werden. Daher das folgende.

Am klarsten hat Kittler es wohl 1986 in einem Aufsatz definiert: “Mit dem Terminus Aufschreibesystem, einem Wort des Senatspräsidenten Schreber, soll das Netzwerk von Techniken und Institutionen bezeichnet sein, das einer gegebenen Kultur die Entnahme, Speicherung und Verwaltung der für sie relevanten Daten erlaubt.”* Das war freilich ein Jahr nach Erscheinen des Buches “Aufschreibesysteme 1800/1900″. Hier wird auch zum ersten Mal angegeben, woher Kittler den Begriff hat, bzw. dass es sich dabei überhaupt um eine Übernahme handelt. Ein Jahr später, an prominenterer Stelle (im Nachwort zur 2. Auflage des Buches), sah es dann schon wieder etwas anders aus: “Das Wort Aufschreibesystem, wie Gott es der paranoischen Erkenntnis seines Senatspräsidenten Schreber offenbarte, kann auch das Netzwerk von Techniken und Institutionen bezeichnen, die einer gegebenen Kultur die Entnahme, Speicherung und Verwaltung relevanter Daten erlauben.”

* Friedrich Kittler, Über Aufschreibesysteme. In: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 3/1986, S. 3-8, hier S. 3.

** Friedrich Kittler, Nachwort. In: Ders., Aufschreibesysteme 1800/1900. 2., erweiterte und korrigierte Auflage. München 1987, S. 429-432, hier S. 429 (die Seitenangaben variieren in den späteren Auflagen).

medizingeschichte(n)

WDR 5 bietet die Sendreihe “Die Geschichte der Medizin” auch als podcast an. In zwölf Teilen geht diese unter genannter Prämisse über die Zeiten und Räume hinweg, greift aus nach nahe liegendem, wie Schmerz und Ekel, und nur scheinbar fernem, wie Recht und Religion. Eine gelungene Synthese zumal, denn es finden sich auch recht bedacht eingesetzte Hörspielelemente. Präsentation und Dokumentation sind nicht minder vorbildlich. Tipp!

godard,

Gespräch.

(Das Interview fand sich vorige Woche noch nicht online, Christian danke ich nun die Möglichkeit, doch noch darauf hinzuweisen.)