the dreamers

The Dreamers / Die Träumer, Italien, England, Frankreich, USA 2003
Bernardo Bertolucci, Regie

Auf dem Gang vorm Saal, wo wir uns aneinander drängten, denn drin lief noch ein anderer Film, hab ich mich wenigstens nicht mit Rotwein bekleckern lassen. Schon mal ein gutes Zeichen: Nicht mit Rotwein bekleckert werden. Keines: Dass die Leute mit Rotweingläsern in Händen in den Film gehen. Nun ja, sollen sie wie sie wollen.

Jean-Pierre Leaud hat sich beteiligt an diesem Cinephilie-Projekt: Er wirft höchstselbst die Flugblätter vor der Cinemathek. Im Gegenschnitt Dokumentaraufnahmen von damals, als ein junger Leaud die Blätter warf. Der in bunten Bildern ist sichtbar gealtert. Also hat schon mal die Diegese einen Knick.

Oder so: In Literaturvorlesungen sagen sie uns, dass mit dem Eindringen von Fiktivem ins Dokumentarische das “reale Dokument” als solches zerstört wird. Umgekehrt verträgt eine Fiktion viele dokumentarische Inserts (und wenn es, wie hier, nur alte Filmausschnitte sind). - - -

Theo erzählt Matthew, der gerade Isabelle kennen gelernt hat, was Godard über Ray sagte: “Ray ist das Kino.” Bei Godard heißt es: “Das ganze Kino, nichts als das Kino”. Das ist aber egal - wichtig ist, was Godard weiter sagt (und was Bertolucci Theo unterschlagen lässt): “Dieses Lob schließt eine Einschränkung ein. Nichts als das Kino, das ist vielleicht nicht das ganze Kino.” - - -

Wenn der Film ausgelaufen ist, läuft dann, über dem freeze frame, rückwärts der Abspann ab. Und die Handlung hört zuvor auf wie ein Buch:
“Sie kommen.”